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Zwischen Geltungskonsum und Statusangst

In einer Gesellschaft, in der jeder die gleichen Rechte hat und jeder die gleiche Chance hat, seine Persönlichkeit so zu entfalten wie er möchte, sollte doch jeder Mensch einen Weg finden, glücklich zu werden. Nicht jeder hat die gleichen Startbedingungen, doch jeder kann es mit ein bisschen Mut weit bringen. Demokratie und Frieden sollten uns lenken. Stattdessen leben wir in einem Zeitalter der Vergleichung.

Erfolg, Leistung und Reichtum haben schon in früheren Gesellschaften eine tragende Rolle gespielt. Waren es früher besondere Speisen, sind es heute Markenprodukte, die Kennzeichen für die Oberschicht sind. Doch nicht mehr nur Geld alleine spielt heute eine Rolle. Auch immaterielle Dinge, wie außergewöhnliche Erfahrungen, große Reisen und viele Freunde sind wichtiger denn je.

Es reicht nicht mehr aus, sich ein teures Auto zu kaufen, wenn man nicht hip genug dafür ist. Es reicht nicht mehr aus, sich teure Markenklamotten zu kaufen, man muss beweisen, dass man seinen eigenen Stil hat und trotzdem en vogue sein.

Dabei fällt es oft schwer, den eigenen Status richtig einzuschätzen. Bin ich erfolgreicher als die anderen? Bin ich schlechter? Habe ich wirklich alles getan, was in meiner Macht steht? Das Leben scheint sich nur noch darum zu drehen, den eigenen „Reichtum“ mit dem der anderen zu vergleichen, um ja nicht zurück zu bleiben.

Das Aufkommen der Massenmedien, besonders der Hype um die sozialen Medien, machen das Vergleichen zu jeder Sekunde möglich. Nie ist der Mensch frei von Vergleichen. Via Smartphone und Co. ist man rund um die Uhr im Bilde über seine vermeintlichen Freunde und deren Erfolge.

Nachrichten verzerren die reale Welt und spielen uns eine Welt vor, in der Schönheitsideale und beruflicher Erfolg die wahren Gründe für ein erfülltes Leben seien. Die Medien vermitteln ein völlig falsches Bild der Realität und verbiegen die öffentliche Meinung, bis wir sie als wahr erachten.

Das wahrgenommene Meinungsklima zählt mehr als die eigene Meinung, weshalb es unglaublich schwer ist, sich selbst treu zu bleiben. Um nicht aus der Reihe zu tanzen, passt man sich eben an. Der soziale Druck scheint von allen Seiten zu drohen und die Erwartungen an einen selbst steigen ins unermessliche.

Trotz allem stellt sich mir immer wieder die Frage: Warum? Warum haben die Menschen das Bedürfnis immer mehr zu wollen? Warum ist es so wichtig, mehr zu haben als andere? Warum sind sie nicht zufrieden mit dem was sie haben? Sie haben doch alles, was sie zum Leben brauchen.

Aber irgendwie ist es nie genug. Meine Einschätzung? Sie haben Angst. Angst davor ihren Status und ihr Ansehen zu verlieren und nicht mehr geachtet zu werden. Angst davor, dass die anderen sie verspotten und ausgrenzen. Angst davor am Ende alleine da zu stehen.

In einer Gesellschaft, die von Leistung, Konsum und Vergleichen gelenkt wird, ist es oft schwer an sich selbst zu glauben. Wie soll ein Mensch Beachtung finden, wenn es so viele Menschen gibt, die scheinbar mehr Beachtung verdienen? Wie kann jemand selbstbewusst durch das Leben gehen, in dem Wissen, dass er nicht von allen anerkannt wird? Mit diesen Fragen beginnt der ewige Kreislauf der Statusangst. Denn je mehr wir versuchen uns zu profilieren, umso größer wird die Angst diesen Status wieder zu verlieren.

Geltungskonsum ist kein Mittel zum Zweck, es ist eine Notwendigkeit, die jeder moderne Bürger versucht so weit es geht auszureizen. Dass das ganze Konzept des Geltungskonsums ein Widerspruch in sich selbst ist, wird vielleicht erst auf den zweiten Blick klar.

Auf der Suche nach Anerkennung passen wir uns immer mehr den anderen Menschen an und wollen uns doch immer weiter von ihnen abgrenzen, um zu zeigen, dass wir besser sind. Also was ist es nun, das der Mensch wirklich will? Abgrenzung oder Gleichstellung? Beachtung oder Verständnis? Freundschaft oder Wettkampf?

Mein Ziel ist es, reich zu sein. Reich an Erfahrung, an Glücksmomenten, an Abenteuern, an Lachen, an Freundschaft und an Liebe.

Janina

9 Antworten auf „Zwischen Geltungskonsum und Statusangst Hinterlasse einen Kommentar

  1. Liebe Janina,

    du hast Recht, das ständige Vergleichen (dass Einem heutzutage nicht nur leicht gemacht sonder gefühlt schon aufgezwungen wird) macht einfach nur unsicher und unglücklich – und führt dazu, dass alle sich immer mehr angleichen, statt eigene Wege zu gehen. Toll, dass du dagegen anschreibst – danke dafür! 🙂

    Liebe Grüße,
    Myriam

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  2. Was für ein schöner, inspirierender Beitrag! Es ist so unheimlich anstrengend geworden. Ist der andere besser als ich? Ist er reicher als ich? Erfolgreicher als ich? Am wichtigsten ist doch immer die eigene Definition, die man für sich selbst in Bezug auf Reichtum, Erfolg oder andere Dinge im Leben hat. Wieso können wir uns nicht mehr füreinander freuen und sagen „Yay, geil, dass er oder sie das geschafft hat, genau da will ich auch hin!“ Aus der ständigen Meckerei spricht doch eigentlich nur der Neid, genau so leben zu wollen, wie der andere, auf den wir mit dem Finger zeigen. Ich versuche inzwischen bei allem mehr bei mir selbst zu sein und mich zu fragen, was ich will und wie ich das schaffen kann. Ich versuche meinen eigenen Weg zu finden und das ist glaube ich, genau der richtige Weg!

    Danke, dass du deine Gedanken geteilt hast! 🙂

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