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Augen zu. Augen auf.

Ich komme nach Hause, schmeiße die Tür hinter mir zu. Ich werfe meine Stiefel in den Gang und meinen Mut über Bord. Raus aus der Bluse, weg mit dem Make-up. Weg mit dem Fake, weg mit dem Plastik.

Das Wasser kocht über, meine Wut tut ihm gleich. Die Nudeln verkocht, die Augen verquollen. Mit letzter Kraft nehm‘ ich mein Buch in die Hand. Die Buchstaben verschwimmen, meine Gedanken verschwinden. Ich winde mich hin. Ich winde mich her. Eine weitere traumlose Nacht.

Augen zu. Augen auf.

Der Wecker klingelt, die Vögel zwitschern. Die Sonne kitzelt mein Gesicht. Ein Gähnen, ein Knacksen. Das Wasser der Dusche läuft an mir herab. Der Kaffee weckt meine Zellen und ruft Gedanken hervor. Der Schlüssel klimpert in meiner Tasche.

Der gestrige Tag scheint so fern zu sein. Die Wolken verzogen, der Himmel wieder blau. In mir wabern Gedanken, so strahlend wie die Sonne. Sie begleiten mich den ganzen Tag.

Ich komme nach Hause, schmeiße die Tür hinter mir zu. Ich werfe meine Stiefel in den Gang und umklammre meinen Mut. Raus aus der Bluse, weg mit dem Make-up. Ein Blick in den Spiegel, ein zufriedenes Lächeln. Fast hätte ich vergessen, wie es sich anfühlt.

Geborgenes Heim, eine Nacht voller Träume.

Augen zu. Augen auf.

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Unser Leben kommt uns manchmal vor wie eine ewige Dauerschleife. Wir stehen auf, gehen in die Arbeit, haken ein To Do nach dem anderen ab und fallen abends erschöpft ins Bett. Eigentlich sind wir ja auch ganz glücklich so. Der Job ist okay, die Kollegen nett. Am Wochenende trifft man Familie und Freunde und entspannt sich von der Woche. Bis der Kreislauf am Montag auf ein Neues beginnt.

Irgendwie ist jeder Tag gleich. Unsere Laune auf einem aushaltbaren Dauerniveau, hier und da mal ein Ausreißer nach unten oder oben. Routine ist das teuflische Wort, das wir versuchen aus unserem Wortschatz zu streichen.

Ein gewisses Maß an Routine ist wichtig. Es hilft uns, uns zu sortieren und in der stressigen Welt den Blick auf das Wichtige zu lenken. Doch das vermeintlich Wichtige ist oftmals nicht das Wesentliche.

Routine ist nur dann gut, wenn du trotzdem glücklich bist, Spaß hast und das Leben genießen kannst. Das tolle am Leben ist, dass uns jeder Tag eine neue Chance bietet, das beste aus ihm zu machen. Auch wenn wir nicht einfach mal so aus der Routine ausbrechen können, sollten wir uns immer mal wieder erlauben die Grenzen ein bisschen auszudehnen und ab und an auch mal zu durchbrechen.

Augen zu. Augen auf.

Jeder Tag ist ein Neuanfang. Der Moment, an dem wir morgens unsere Augen öffnen, bietet eine neue Betrachtungsweise – egal ob in Bezug auf die Arbeit, die Familie oder das Leben an sich. Es liegt allein an uns, mit welchem Bein wir morgens aufstehen und mit welcher Einstellung wir durch das Leben gehen.

Wer jeden Tag nutzt, der wird die Routine für sich ausnutzen. Der Weg zur Arbeit wird zum Abenteuer, der Konflikt mit den Kollegen eine neue Herausforderung. Das Treffen mit Freunden intensiver, der Kaffee heißer, die Träume phantastischer.

„Isn’t it funny how day by day nothing changes, but when we look back everything is different…“ ~ C.S. Lewis

Vergleiche heute nicht mit gestern, sondern blicke immer auf den gesamten Weg, den du bereits zurückgelegt hast. Du wirst dich wundern, wie anders du bist und wie sehr sich dein Leben mit jedem Tag verändert, wenn du deine Perspektive änderst.

Janina

5 Antworten auf „Augen zu. Augen auf. Hinterlasse einen Kommentar

  1. Du schreibst so gut, Janina! ❤
    Dieser Teil ist grandios: "Das Wasser kocht über, meine Wut tut ihm gleich. Die Nudeln verkocht, die Augen verquollen."

    Du sagst es. Routine ist nur dann gut, wenn wir damit glücklich sind.
    "Der Job ist okay, die Kollegen nett." – ganz ehrlich, bei diesem Satz habe ich Brechreiz bekommen. Nicht, weil du es schreibst, sondern weil es so wahr ist. Ich habe in meinem Umfeld einige Leute, für die der Job genau so ist. Eigentlich hassen sie ihn, aber "okay" und "nett" reicht ihnen aus, um es zu akzeptieren. "Arbeit soll ja keinen Spaß machen."
    Dabei ist das Schöne an Routine ja eigentlich, dass wir uns unsere Routine; unseren Alltag selbst gestalten können. Selbst, wenn wir (noch) in einem okay'en Job festsitzen, können wir uns die Zeit drumherum so gestalten, wie wir wollen. Es ist wie mit dem "falschen Fuß aufstehen", das du beschrieben hast. Ich meine – wtf, warum ist unser Tag schlecht, nur weil eine einzige Sache am Morgen vielleicht falsch gelaufen ist? Ich kann mir doch trotzdem noch einen tollen Tag machen.

    Ich glaube, wenn man das mal begriffen hat, kann man erst ins Tun kommen und die eigene Perspektive verändern.
    Ganz, ganz toller Beitrag!

    Alles Liebe,
    Chrissi

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    • Liebe Chrissi, danke für dein Wahnsinns Feedback – freut mich total, dass du mit mir fühlst 🙂 Ich muss unbedingt mal wieder bei dir vorbei schauen, war in letzter Zeit viel zu selten auf Blogs unterwegs 🙂 Bis bald und danke nochmal für die zwei lieben Kommentare!

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  2. Sehr schöner Beitrag, Janina!
    Ich stehe auch mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Mal in der Sonne, mal im Schatten…
    Zum Glück stehe ich jetzt viel öfter auf der Sonnen-Seite, indem ich mich dafür entscheide:
    = Das Öffnen der Augen ist wirklich jeden Morgen ein Geschenk!!!
    LG Samuel

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